Jahresausblick 2023 von Anja Schulz MdB FDP

Anja Schulz, MdB FDP
Mitglied Finanzausschuss Deutscher Bundestag
© Deutscher Bundestag/Inga Haar

“So herausfordernd das erste Jahr der Ampelkoalition in vielerlei Hinsicht war, so zuversichtlich blicke ich auf die Herausforderungen in 2023. Denn in den vergangenen Wochen konnten wir wichtige politische Weichen für die kommenden Monate stellen.

Wir haben die Aktienrücklage im Bundeshaushalt verankert und mit den ersten 10 Mrd. € die Grundbefüllung vorbereitet. Mit dem entsprechenden Gesetzgebungsverfahren im anstehenden Halbjahr wollen wir nun die institutionellen Voraussetzungen schaffen.

Mit der Einsetzung der ‘Fokusgruppe private Altersvorsorge’ leiten wir den notwendigen und im Koalitionsvertrag angekündigten Reformprozess in der privaten Altersvorsorge ein. Die Fokusgruppe soll dabei helfen, Reformoptionen zu untersuchen und zu evaluieren. Vom Abschlussbericht im Sommer 2023 erhoffe ich mir daher einen wichtigen Impuls für die gemeinsame politische Abstimmung mit unseren Koalitionspartnern. In der Zwischenzeit sollten wir auf eine Flexibilisierung der Beitragsgarantie bei Riester hinwirken – dafür werde ich weiterhin werben.

Ein weiteres Vorhaben, das die Versicherungs- und Finanzwirtschaft betrifft, und das zum neuen Jahr angegangen wird, ist das Zukunfts­finanzierungsgesetz. Mit diesem wollen wir einen wichtigen Impuls zur Stärkung des deutschen Finanzstandorts setzen – sowohl mit Blick auf potenzielle Investoren als auch auf Kleinanleger. Denn letztlich bietet nur die langfristige Anlage in Wertpapiere Aussicht auf eine dauerhafte Stärkung des Vermögensaufbaus und entsprechenden Inflationsschutz. Zudem könnte der breite Einstieg der Bevölkerung am Kapitalmarkt Unternehmen neue Finanzierungsquellen eröffnen.

Die politische Debatte rund um das Thema Provisionen wird uns auch im nächsten Jahr begleiten. Hier freut es mich zu sehen, dass die BaFin mittlerweile von ihrer Idee eines Provisionsrichtwertes für Lebensversicherungsprodukte abgerückt ist. Das angekündigte Merkblatt ist der richtige Schritt. Es sorgt für Rechtsklarheit und Transparenz. Hohe Provisionen sind rechtfertigungsbedürftig, doch wichtig bleibt nach wie vor der ganzheitliche Blick auf das Produkt – kein starres Festhalten an den Kosten.

In dieser Hinsicht müssen wir den Blick auch nach Brüssel richten, auf die sog. Kleinanlegerstrategie. Hier wird nach wie vor die Möglichkeit eines EU-weiten Provisionsverbotes in der Finanzberatung diskutiert. Entsprechend werde ich, gemeinsam mit meiner Fraktion, konsequent auf die Bedeutung des provisionsbasierten Modells für die flächendeckende Anlageberatung in Deutschland hinweisen, auch auf EU-Ebene.

Flächendeckende Beratung braucht es aber auch bei der Elementarschadenversicherung. Der aktuelle Bericht der Bundesregierung über die mögliche Ausgestaltung einer Pflichtversicherung liefert die entsprechende Grundlage für den fachlichen Austausch und die politische Konsensfindung im kommenden Jahr. Klar ist: Vom Klimawandel und dessen Folgen sind Eigentümer, Staat und Versicherer gleichermaßen betroffen. Entsprechend müssen wir gemeinsam auf eine konsequentere Klimafolgenanpassung und eine höhere Versicherungsdichte hinwirken.

Diese hier aufgezählten Themen stellen letztlich nur einen Teil der politischen Agenda für das Jahr 2023 dar, die wir nun Stück für Stück abarbeiten werden. Wie eingangs erwähnt, blicke ich dabei überaus zuversichtlich auf die anstehenden Monate und freue mich auf die nächsten Herausforderungen.”

Jahresausblick 2023 von Stefan Schmidt MdB Bündnis 90/Grüne

Stefan Schmidt
Stefan Schmidt, MdB Bündnis 90/Grüne
Mitglied Finanzausschuss Deutscher Bundestag

“Es ist nun ein Jahr her, dass wir Grüne uns zusammen mit SPD und FDP zu einer Fortschrittskoalition zusammengefunden haben. Coronakrise, Krieg in der Ukraine, Inflation, Energiesicherheit – eine Vielzahl an Herausforderungen mussten und müssen wir ad hoc managen, gleichzeitig dürfen wir auch langfristige Vorhaben nicht aus dem Blick verlieren.

Dazu gehört für mich unter anderem die längst überfällige Reform der privaten Altersvorsorge. Hier geht es voran: eine Fokusgruppe wird die Möglichkeit eines öffentlich verantworteten Fonds prüfen, der ein effektives und kostengünstiges Angebot mit Abwahlmöglichkeit bietet. Wichtig ist für uns Grüne hierbei unter anderem, dass geprüft wird, wie die Vorsorge auch für untere Einkommensgruppen attraktiv wird. Schon im Sommer soll ein Abschlussbericht vorliegen, auf dem wir aufbauen können.

Auch im Bereich der Restschuldversicherung muss und wird es im kommenden Jahr vorangehen. Seit letztem Juli greift ja bereits der Provisionsdeckel, der noch in der vergangenen Legislaturperiode verankert wurde. Im Ampel-Koalitionsvertrag haben wir zusätzlich vereinbart, dass der Abschluss des Kredit- und des Versicherungsvertrags zeitlich entkoppelt werden muss. Es muss den Kreditnehmenden klar sein: der Versicherungsvertrag ist freiwillig und wird unabhängig vom Kreditvertrag abgeschlossen.

Nicht zuletzt begrüßen wir, dass die BaFin aktuell bei einigen Lebensversicherern genauer hinschaut und zu hohe Kostenbelastungen sowie die Rückvergütungspraxis bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten zum Gegenstand einer Konsultation macht. Zu hohe Kosten führen zu einer unangemessen niedrigen Rendite und im Endeffekt zu Versorgungslücken für die Versicherten. Das steht dem Ziel der kapitalbildenden Lebensversicherung, der Absicherung fürs Alter, entgegen. Sowohl unverhältnismäßig hohen Effektivkosten und Abschlussprovisionen, als auch Fehlanreizen im Vertrieb muss unbedingt entgegengewirkt werden – nicht zuletzt um das Vertrauen in die Branche zu stärken und zu erhalten.

Viele spannende Vorhaben und Debatten stehen für 2023 an, ich denke da z. B. an das Themenfeld ESG und Sustainable Finance oder die Debatte um die Pflichtversicherung gegen Elementarschäden. Wir werden auch im nächsten Jahr wachsam bleiben und Handlungsbedarfe identifizieren – gemeinsam mit der Branche und den Versicherten.”