- Bundesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Versicherungsmakler (BFV): „Überregulierung frisst Zeit und untergräbt den Verbraucherschutz“
- Einen Tag pro Woche verbringen Makler durchschnittlich mit regulatorischen Aufgaben
- Mehr als 90 % empfinden Dokumentations- und Berichtspflichten als hohe Belastung
- Kleine und mittelständische Betriebe sind in ihrer Existenz gefährdet
- Jeder Dritte hat schon über den Rückzug aus dem Beruf nachgedacht
Montabaur, 23.06.2025. Steigende regulatorische Anforderungen gehen zu Lasten der persönlichen Kundenberatung. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie ‚Regulatorische Anforderungen für Versicherungsvermittler‘, die die Bundesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Versicherungsmakler (BFV) in Kooperation mit dem Fachmagazin AssCompact durchgeführt hat. Die Antworten von 565 Teilnehmern zeigen: Die Regulatorik stellt mittlerweile eine existenzgefährdende Alltagsbelastung für Vermittler dar – insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe. Tatsächlich hat jeder dritte Makler schon darüber nachgedacht, sich aufgrund der zunehmenden administrativen Pflichten aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Immense Bürde im Vermittleralltag. Die meisten Versicherungsmakler (45,7 %) verbringen durchschnittlich einen Tag pro Woche (zwischen 6 und 10 Stunden) damit, regulatorische Aufgaben zu erfüllen. Über ein Viertel (28 %) benötigt sogar noch länger, in Einzelfällen sogar mehr als 15 Stunden wöchentlich. Nur ein Fünftel (20,5 %) der Befragten gibt an, weniger als 5 Stunden zu brauchen. Der enorme administrative Aufwand geht aus Sicht der BFV klar zu Lasten der Kunden. Denn über die Hälfte der Befragten gibt an, dass pro Kundentermin bis zu 60 Minuten auf regulatorisch bedingte Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben entfallen.


Zeitfresser oder hilfreicher Mehrwert im Sinne des Kunden? Einige Anforderungen erfordern besonders viel Mühe: So schätzenüber 90 % den Aufwand für Dokumentationspflichten (z. B. IDD, MiFID II) als sehr hoch oder eher hoch ein. Auch die Haftung und Berichterstattung (87,1 %), die DSGVO (83,4 %) und Kundenaufklärungspflichten (82,5 %) werden von einer ganz überwiegenden Mehrheit als sehr oder eher aufwändig empfunden. Der Mehrwert für den Kunden steht aus Maklersicht nicht immer im Verhältnis dazu: Zwar erkennen viele Vermittler den Nutzen einzelner Vorgaben, etwa bei Kundenaufklärung (71,9 %) und Weiterbildung(66,9 %). Deutlich weniger halten die Anforderungen durch den DSGVO-Schutz (22,5 %), die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage (12 %) und Anpassungen durch ESG (10,8 %) für einen hilfreichen Mehrwert im Sinne des Kunden.
Die zunehmende Regulatorik geht zu Lasten der kleinen und mittelständischen Maklerhäuser. Davon zeigen sich 90,3 % der Befragten überzeugt. Gerade die kleinen und mittelständischen Betriebe haben oftmals weniger Ressourcen für die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen und werden durch die Vielzahl an Vorgaben und Aufwendungen unverhältnismäßig stark belastet. Insgesamt jeder Dritte (35,8 %) der Befragten hat nach eigenen Angaben schon mit dem Gedanken gespielt, aufgrund der Regulierungsflut das Geschäft aufzugeben.

„Regulierung ist wichtig – keine Frage. Den Mehrwert und Verbrauchernutzen betonen auch Versicherungsmakler ganz klar bei der Weiterbildung und Kundenaufklärung“, so Erwin Hausen, Koordinator der BFV. „Aber eine Überregulierung führt dazu, dass für qualifizierte Beratungen weniger Zeit bleibt. Doch die ist der eigentliche Kern des Verbraucherschutzes.“ Die Mitgliedsunternehmen der BFV – darunter zahlreiche etablierte Maklerversicherer – setzen sich daher aktiv für praxisnahe Lösungen bei europäischem und deutschem Gesetzgeber und Aufsicht ein. Zudem arbeiten sie gemeinsam daran, Vermittler durch digitale Tools, schlanke Prozesse und zielgerichtete Schulungen zu entlasten. „Die Überregulierung frisst Zeit, die für die persönliche Kundenberatung und -betreuung gebraucht wird. Das betonen wir in unseren Stellungnahmen auf politischer Bühne immer wieder. Mit unserer Vermittlerbefragung konnten wir das nun auch quantifizieren“, so der BFV-Koordinator.
Hier können Sie die Umfrage einsehen.